Gemüse, Obst und andere Arten von Lebensmitteln gehören zu den „Standard-Tools“ um blutgetränkte, knochenbrechende Soundeffekte zu kreieren. Alleine mit den nun folgenden Beschreibungen können unschöne Filmszenen ins Gedächtnis gerufen werden.
Um Knochenbrüche nachzuahmen eignen sich Chinakohl oder Sellerie sehr gut. Einzelne Blätter oder Stäbe liefern großartige knochenbrechende Geräusche, wenn sie schnell gebrochen werden. Sehr brutal wird es, wenn man mehrere Stöcke oder Blätter gleichzeitig bricht oder dreht. Dies ist perfekt für Brustkorb brechende Geräusche oder Zerstückelungs-Sounds jeglicher Art.
Karotten, die in einem Stück Leder gefaltet werden, liefern fantastische „bone-snapping-under-the-skin“ Sounds. Mit Cornflakes kann man zusätzlich zermalmende Sounds kreieren.
The number one go-to fruit for gory sound effects is the watermelon; there are so many great sounds hidden in it.
Die Nummer Eins der Früchte für blutige Soundeffekte ist die Wassermelone. In ihr sind viele großartige Klänge versteckt. Die Schale kann zerkleinert, geschnitten und aufgerissen werden. Dies eignet sich gut für Zerstückelungs- und „body-opening“-Sounds. Lässt man eine Wassermelone von einer Leiter fallen, sodass sie explodiert, ist das großartig für … naja … explodierende Köpfe und Körper. Auch mit dem Inneren der Wassermelone kann experimentiert werden. Das Fruchtfleisch kann zusammengedrückt und herumgewirbelt werden und man kann hinein boxen. So entstehen ekelhaft spritzende Geräusche. Wird ein Messer benutzt um das Fruchtfleisch zu zerschneiden kommt auch noch ein „Ching“ Sound des Messers hinzu. Dadurch ergeben sich gute Soundeffekte für Stichwunden.
Für sogenannte Splatter Sounds kann mit einem Hammer auf Orangen, Äpfel, Tomaten oder ähnliches eingeschlagen werden. Dies erzeugt einen Sound der im Film oft in unschönen Szenen eingesetzt wird. Werde diese bereits erwähnten und andere Lebensmittel wie Müsli oder Pudding gekaut und zerbissen ergibt das z.B. Sounds für fleischfressende Zombies und Monster. Das Zusammendrücken von Tomaten ergibt fantastische Sounds für blutspritzende Wunden oder Arteriengeräusche.
Hier noch eine Liste welche Sounds mit welchem Obst oder Gemüse erzeugt werden können:
Break Sounds (brechen, abknicken):
Karotten
Sellerie
Crunch Sounds (zermalmen, knirschen):
Äpfel
Paprikaschoten
Kohl
Sellerie
Grüner Salat
Dull Body Sounds:
Wassermelonen
Zuckermelonen
Melanzani
Kartoffeln
Juicy Impacts:
Wassermelonen
Zuckermelonen
Orangen
Ananas
Tomaten
Texturen:
Kohl
Zuckermelonen
Grüner Salat
Orangen
Ananas
Using Food to Create Gross Sound Effects
How fruits and veggies make video games sound extra gory.
Posted by VICE on Mittwoch, 15. November 2017
Natürlich können auch andere Objekte, wie ein nasses Handtuch, zur Hilfe genommen werden. Lässt man dieses zu Boden fallen, können auf den Boden aufschlagende Körperteile nachgeahmt werden. Grundlegende Einstich-Sounds oder brutale Boxgeräusche erhält man, wenn auf das Handtuch eingeschlagen wird. Tropfendes Blut kann gut simuliert werden, wenn Wasser oder noch besser andere „schwerere“ Flüssigkeiten (z.B. Gemüsesaft) langsam auf ein Handtuch oder auf verschiedene Böden (Holz, Beton,…) getropft werden.
Gespenstische Soundeffekte und Atmosphären
Wenn es um gespenstische Klänge geht, sind tiefe Mitten und hohe Frequenzen gefragt. Als Quellengeräusche eignen sich z.B. Metall oder Holz. Durch diese Materialien lassen sich Quitsch-, Kratz- und Stöhngeräusche erzeugen. Sehr effektiv sind auch Windgeräusche, quietschende Türen und Stimmengeräusche (vor allem Kinderstimmen). Durch Audiobearbeitung lassen sich diese natürlichen Klänge in eindringliche, wenn gewollt quälende Sounds verwandeln. Zu Beginn eignen sich Reverse- und Pitch Shifting-Effekte um diese surreal klingen zu lassen. Als nächstes kann mit Time Strechting, Reverb- und Delay-Effekten experimentiert werden. Vor allem Reverse-Effekte in Kombination mit Reverb oder Delay ergeben einen „other-worldly“ Touch. Für einen klassischen Reversed-Reverb-Effekt wird ein Eingangssignal (z.B. Stimme) umgekehrt, ein Reverb wird angewandt (nicht zu lang und nicht zu kurz) und ein Reverse-Effekt wird erneut eingesetzt. Als Ergebnis wird die Stimme, vor jedem Verb mit einem umgekehrten Reverb versehen, wieder normal abspielt.
Jump-Scares / Schocksounds erzeugen
Beim sogenannten Jump-Scare handelt es sich um einen heftigen Schreckmoment, der meist von einem plötzlichen Anstieg der Lautstärke ausgelöst wird und oft mit einer plötzlich abgespielten Film- oder Bildersequenz einhergeht. Sinn und Zweck ist es den Betrachter, die Betrachterin zu erschrecken. Der Schreckmoment kehrt selbst dann ein, wenn das erschreckende Ereignis erwartbar war. Für diesen Effekt eignen sich plötzlich näherkommende Klänge, laute und hochfrequente und/oder verzerrte Sounds. Dies funktioniert besonders gut im Kontrast zu einer leisen und ruhigen Szene davor. Wird das Ganze noch mit eindringlichen Klängen wie Schreien, dissonanten Streichern oder zusätzlichen Subbass-Effekten kombiniert, wird dieser Effekt das Publikum eiskalt erwischen und aus den Sesseln reißen. Schläge auf Metal oder Schlagzeug Sounds jeder Art, versehen mit Reverb, eignen sich hervorragend dafür. Mit einem vorangestellten Cresendo lässt sich die Spannung noch erhöhen.
This, combined with haunting sounds like screams, dissonant strings or added sub bass effects will REALLY send people flying.
Monster Soundeffekte und Laute
Knurrende, zischende oder gurgelnde Geräusche lassen sich leicht mit der eigenen Stimme nachahmen. Diese können aufgenommen und mit Pitch Shifting-, Time Stretching-, Reverse- und vielleicht Distortion-Effekten versehen werden. Je besser die eigene stimmliche Leistung, desto besser und authentischer werden die Monsterlaute. Dies funktioniert besonders gut beim Erstellen von Zombie-Sounds.
When layered, pitch-shifted or reversed – and maybe even combined with your vocalized monsters – you can easily create disgusting creatures from hell
Ein zweiter Ansatz besteht darin, Tierlaute zu verwenden. Es gibt viele Tiere, die monströse Geräusche machen. Angefangen bei Schweinen, Katzen, einigen (tropischen) Vögeln und natürlich Wildkatzen. Viele von ihnen produzieren ohnehin monsterähnliche Klänge, wenn sie im richtigen Kontext verwendet werden. Wenn diese zusätzlich überlagert, mit Pitch Shift- und Reverse-Effekten versehen werden und vielleicht sogar mit den selbst erzeugten Monstersounds kombiniert werden, können leicht abscheuliche Kreaturen aus der Hölle erschaffen werden. Um den Sound abzurunden kann es hilfreich sein, Dampf-, Atem-, Flammenwerferklänge oder Stöhnen, Quietschen und Kratzen von Metall und vielleicht brutzelndes Öl oder kochendes Wasser zu verwenden.
Weitere sehr interessante und kraftvolle Techniken sind Vocoding und Formant Morphing. Beide können verwendet werden, um zwei Sounds und ihre Eigenschaften miteinander zu verschmelzen. Zum Beispiel klingt eine menschliche Stimme mit einem Tier kombiniert wie ein Tiger oder Ähnliches. Einfach ausgedrückt, Vocoding überträgt die Filtercharakteristik / Modulation eines Sounds (Stimme, Mund) auf einen anderen (Tigerknurren).
Dunkle Klanglandschaften und gruselige Atmosphären
Der einfachste Weg, eine dunkle, beunruhigende Geräuschkulisse zu erzeugen, besteht darin, mit einem dunklen Dronesound zu beginnen. Dies könnte ein tiefer, LowPass-gefilterter Synth-Sound oder Roomtone bwz. ein stark Pitch geshifteter Ambience-Sound (mit mindestens 96 kHz) sein. Interessant wird es, wenn es sich z.B. um eine Ambienceaufnahme einer Baustelle handelt, in der mehrere Schallereignisse wie Hammerschläge, Bohrer und Bagger vorkommen. Mehrere Ambiencesound Ebenen, bearbeitet mit einem Pitch Shifter können zusammen gemischt sehr beunruhigende Texturen ergeben.
Unruhige, verdächtige Geräusche in der Nacht
Dieser Vorgang ist dem Erzeugen gespenstischer Sounds ziemlich ähnlich. Klänge, die nicht direkt erkannt oder klassifiziert werden können, wie umgekehrte oder gestreckte Schallereignisse und sehr hohe oder sehr tiefe Töne eignen sich sehr gut dafür. Aber auch unkontrolliertes Rasseln oder Rumpeln, sehr hohes Klingeln und Sounds die sich plötzlich bewegen oder stehen bleiben (Panorama, Surround).
Quellen:
Titelbild
Bild
https://www.asoundeffect.com/how-to-create-horror-sound-effects/
https://www.finedininglovers.com/blog/curious-bites/sound-fx-vegetables/
https://de.wikipedia.org/wiki/Jump-Scare
http://filmlexikon.uni-kiel.de
https://www.youtube.com/watch?v=rAlZnv3RHco
https://www.facebook.com/VICE/videos/1653255021397797/
Literatur:
Ric Viers – Sound Effects Bible: How to Create and Record Hollywood Style Sound Effects