„Jeder Mensch hat zumindest eine Geschichte zu erzählen.“ Woody Allen
In meinem ersten Post beschäftige ich mich mit der Frage: „Wann ist eine Story eine gute Geschichte?“. Fangen wir dafür ganz simpel an. Eine Story wird von etwas geleitet, das bedeutet eine Dramaturgie wird benötigt. Diese Dramaturgie entsteht dadurch, dass man eine Ausgangssituation erschafft, diese sich dann verändert und durch diese Veränderung wird das Ende beeinflusst.
Kurz gesagt, jede gute Geschichte hat einen Grund, warum sie erzählt wird. Es muss sich sozusagen für den Zuseher lohnen. Bei Filmen ist in erster Linie der Unterhaltungswert im Vordergrund. Egal ob man einfach nur lachen will, sich gruseln will oder eventuell sich berieseln lassen will, der Grund für die Geschichte muss gegeben sein. Der Protagonist hat eine Geschichte zu erzählen, er muss von etwas motiviert werden und es muss klar sein, warum er so handelt, wie er handelt.
Um der Geschichte Leben einzuhauchen, werden Emotionen benötigt. Im besten Fall sind es Emotionen, mit denen sich der Betrachter identifizieren kann. Dabei möchte ich betonen, wie wichtig es ist, die richtigen Gefühle zu vermitteln. Emotionen bleiben einem leichter in Erinnerung und vereinfachen es, sich in die Geschichte hineinzuleben. Gerade bei Kurzgeschichten kann es schwierig sein, eine Gefühlsebene zwischen Zuseher und Protagonisten aufzubauen, weswegen es erforderlich ist, den Protagonisten so schnell wie möglich „ins richtige Licht“ zu rücken.
Beispiele, bei denen das Storytelling funktioniert:
„Runaway“ – by Susan Yung, Emily Buchanan & Esther Parobek
Auch wenn es sich um ein Objekt handelt, beginnt die Geschichte damit, dass der Kühlschrank vorgestellt wird, indem der Besitzer ihn einen guten Morgen wünscht und ihn bei seinem Namen anspricht. Diese Kurzanimation ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht immer viele Worte benötigt werden, denn allein die bildliche Ebene in Kombination mit dem Sound reicht aus, um die Emotionen zu transportieren. Auf eine lustige Art wird gezeigt, was für ein Gefühl es ist, wenn man nicht mehr gebraucht wird. Sich überflüssig zu fühlen, ist ein mood den viele schon erlebt haben. Und auch das Gefühl, dass man am liebsten davon laufen möchte, weil man Angst hat enttäuscht zu werden, ist ebenso wenig unbekannt. Durch die Knappheit der Animation wird den Zuseher nicht langweilig. In diesen fast vier Minuten werden nicht nur altbekannte Gefühle dargestellt, es werden auch neue erweckt, in dem man den Betrachter zeigt, dass es nicht immer nötig ist, sich neue Gegenstände zu kaufen.
„Runaway“ funktioniert aus emotionaler Hinsicht äußerst gut, doch auch rein von der Geschichte her, wurden die drei wichtigsten Kriterien eingehalten. Zum einen haben wir einen Ausgangspunkt, der Kühlschrank ist kaputt, sieht das neue Prospekt und läuft weg. Das Weglaufen ist die Veränderung, auf seinen Weg fühlt er sich schlecht und einsam. Diese Veränderung macht ihm nochmal bewusst, wie sehr er an seinem Besitzer hängt und das dieser eigentlich ein guter Mensch ist. Am Ende erfährt man, was für ein guter Mensch er ist. Der Kühlschrank wird nicht ersetzt und die beiden sind wieder glücklich vereint.
https://www.youtube.com/watch?v=P7k2MkVYLDE
Ormie Pig
Ein Schwein, dass versucht die Kekse am Kühlschrank zu erreichen. Hört sich zuerst nicht unbedingt nach einer Geschichte an, mit der wir uns identifizieren können. Doch wenn man genau überlegt, hatte jeder bestimmt auch einmal ein Wunsch, der nicht so leicht zu erfüllen war. Das ganze verpackt durch eine äußerst unterhaltsame Art. Ormie ist nämlich sehr kreativ, wenn es darum geht, seine Kekse zu bekommen. In dieser Kurzanimation wird gezeigt, dass es nicht unbedingt nötig ist, sich eine große, detaillierte Welt auszudenken. Da es letztendlich auf die Geschichte ankommt. Bei Ormie sieht man auch nur den Kühlschrank, auf dem sich die Kekse befinden und seine Hilfsmittel, die er verwendet, um an die Kekse zu kommen. Es kommt also wieder auf die Geschichte an. Das Schwein sieht etwas, gibt sein bestmögliches, um die Kekse zu erreichen. Unzählige Versuche startet Ormie und lässt einfach nicht locker, bis er, mehr durch Zufall, endlich zu seinen Keks kommt. Leider bleibt er ihm dann doch verwehrt, da sich die Macher noch einen kleinen lustigen Gag einfallen haben lassen. Durch seine unterhaltsame Art, bleibt der Kurzfilm in Erinnerung und hat somit alles richtig gemacht.
Und zu guter Letzt noch ein Beispiel aus dem 2D Bereich.
Overflow – by Team Overflow
Kurz zusammengefasst, es geht darum, dass eine Frau bei einer Party eingeladen ist, wo sie niemanden kennt, außer die Gastgeberin und sich schlichtweg unwohl fühlt. Schon bevor sie überhaupt die Party betreten hat, sieht man, dass sie nervös ist, überhaupt hineinzugehen. Sich Mut holend, schaut sie auf ihren Kuchen herab, den sie ihrer Freundin mitgebracht hat. Zum einen wird das Gefühl vermittelt, wenn man etwas macht, worauf man absolut keine Lust hat, nur um seiner besten Freundin einen Gefallen zum tun. Und zum anderen, dieses widerliche Gefühl, dass man bekommt, wenn man als einziger nüchtern ist. Man findet die anderen Leute eklig, da sie zum einen meistens stinken und zum anderen durch das viele tanzen vollkommen verschwitzt sein. Es baut sich in den Zuseher ein Gefühl von Unbehagen sein auf. Man bekommt Mitleid mit der Protagonistin und freut sich deswegen umso mehr, dass die Geschichte gut ausgeht und sie endlich durch die Menge gezwängt hat und zu ihrer Freundin kann.
https://www.youtube.com/watch?v=soogrRZRbrU
Doch nur weil das Storytelling anhand von Emotionen funktioniert, bedeutet es nicht gleich, dass es ich um eine gute Geschichte handelt. Gute Geschichten zeichnen sich vor allem durch ihre Einfachheit aus und beinhalten immer wieder Überraschungsmomente. Projiziert man das zum Beispiel auf die Geschichte „Runaway“ ist der Überraschungsmoment gegeben, da man zuerst auf die irre geführt wird und denkt, der Mann will sich einen neuen Kühlschrank kaufen. Der Überraschungsmoment passiert in den letzten paar Sekunden, in denen man erkennt, dass er nur ein Ersatzteil gekauft hat.
Zusammengefasst kann man sagen, dass man zum einen einen sogenannten „Helden“ benötigt, von dem die Geschichte getragen wird. Das was er erlebt, muss einen Grund haben. Dieser Grund beeinflusst wieder mein handeln. Weil das ganze ohne Konflikt ziemlich langweilig wäre, darf ein Konflikt nicht fehlen, dieser Konflikt motiviert ihn. Der Protagonist erlebt Höhen und Tiefen und irgendwann kommt ein Wendepunkt. Das alles verpackt mit Emotionen, die von Zusehern nachvollziehbar sind und im besten Fall den Protagonisten sympathisch wirken lassen.
Empfohlene Bücher:
Into the Woods – John Yorke
Save the cat – Blake Snyder
Das Drehbuch – C.P. Hant
Quellen:
https://lernenderzukunft.com/storytelling-gehirn-gerecht-praesentieren/
http://www.wds7.at/2015/04/3-storytelling-beispiele-und-wie-man-gute-geschichten-erzaehlt/