Gestalte dein eigenes Gemüse

Der Designbegriff wird sich zukünftig verändern, seine Definition sich lockern, neue Branchen sich auftun. Designer werden stärker zu Problemlösern und aktiver Teil von gesellschaftlichem Wandel werden müssen. In diesem Blogpost möchte ich zwei Beispiele veranschaulichen, die wohl besser als viele andere genau jene Punkte aufgreifen, die ich in meinem vorigen Beitrag angesprochen habe.

Ich habe das Glück, einen Job zu haben, der es mir ermöglicht, näher als vielleicht andere an Menschen heranzukommen, die einen aktiven Teil dazu beitragen, unsere Zukunft zu gestalten. In unserer Speaker-Akquise für das heurige Fifteen Seconds Festival sind mir neben gestalterischen Ausnahmetalenten wie Stephen Gates, zu dessen Kunden beispielsweise Unternehmen wie Google, Apple oder IBM zählen, und Andrew Cross, Content-Stratege für Pornhub (nein, du hast dich nicht verlesen),  zwei Namen besonders in Erinnerung geblieben: Chloé Rutzerveld und Ruben Baart, die bei Next Nature beschäftigt sind, einem Unternehmen, das sich sehr stark mit dem Einfluss des Menschen auf unseren Planeten und der zukünftigen Fusion von Natur mit Technologie beschäftigt.

„Virtual worlds, printed food, living cities and wild robots;
we’re so surrounded by technology that it’s becoming our next nature.
It may sound abstract, but it’s closer than you think;
cars will drive themselves and heart valves are 3D printed.“

Chloé beschäftigt sich stark mit den Materien der Lebensmittelproduktion und des -konsums, ihr Fokus liegt auf der Forschung für alternative Proteine, der Reduktion von Lebensmittelverschwendung und Food Printing. Ruben ergründet funktionierende, alternative Ideen, Orte und Gemeinschaften, in denen der Mensch mit seinem Schöpfungspotential wieder ganz im Mittelpunkt steht, unterstützt durch Technologien wie Speculative Design oder Hybride Media.

Meating the future?

Neugierig geworden, bin ich etwas tiefer in diese Unternehmensmaterie eingetaucht und habe mich mit Themen beschäftigt, die wahnsinnig gute Beispiele dafür sind, was ich in meinem vorigen Blogpost angedeutet habe: Designer werden noch viel mehr zu Lösungsentwicklern werden müssen, um mit den gesellschaftlichen Problemen, die sich zukünftig auftun werden, umgehen zu können.

Unsere Weltbevölkerung wächst jährlich um ca. 84 Millionen Menschen, eine Entwicklung hin zu einer Gesamtbevölkerung von bald schon 8 Milliarden scheint in nicht so weiter Ferne. Jene Zahlen werden es zukünftig beispielsweise unmöglich machen, dass ein Fleischkonsum, wie er zum heutigen Tage gelebt wird, so weiter verlaufen kann. Genau an jener Problematik setzen Wissenschaftler an, indem sie sich der Erforschung und Entwicklung alternativer Proteinquellen widmen. Eine mögliche Lösung für diese Thematik wäre Fleisch aus dem Labor. Was grundsätzlich in die Kategorie „Spekulatives Design“ fällt oder zu früherem Zeitpunkt gefallen ist, ist allerdings nicht mehr ganz so utopisch. Der erste laborgezüchtete Burger existiert nämlich bereits. Wissenschaftlern zufolge könnte sogenanntes vitro meat, das aus tierischen Zellen in Bioreaktoren herangezüchtet werden kann, einen möglichen Ersatz für „tatsächlich“ tierisches Protein darstellen, zumal es eine weitaus nachhaltigere Vorgehensweise beinhalten würde, als ein ganzes Tier für nur bestimmte Stücke Fleisch zu schlachten.

Abbildung: Laborgezüchtetes Fleisch

Wenn du Lust auf insgesamt 45 Fleischrezepte hast, die du NOCH nicht nachkochen kannst oder dir gerne eine Ausstellung ansehen würdest, die dir in Restaurant-Ambiete 30 exqusite und vor allem exklusive vitro meat-Gerichte präsentiert, kannst du übrigens hier klicken.

Abbildung: Die Meat the Future Expo

Keine Lust auf Fleisch?
Dann design dir doch dein eigenes Gemüse.

Im Gegensatz zum laborgezüchteten Burger-Patty existiert das Szenario, in welchem du dir deine Aubergine via Interface züchtest und designst, noch nicht. Was aber nicht heißt, dass das ganze eine lächerliche Utopie ist. Im Gegenteil: Chloé forscht genau in dieser Materie.

Die Niederländerin erfoscht den Prozess des Wachsens, bzw. um genauer zu sein den des Designens von Kulturpflanzen (also Obst und Gemüse) basierend auf wissenschaftlichen Fakten mit dem Ziel, den Outcome in eine interaktiven Prozess zu wandeln. Sie beschäftigte sich damit, welchen Wachstumsprozess jene Nutzpflanzen von Natur aus aufwiesen, was die entscheidenden Paramenter dahinter waren und wie jener Prozess in einen aktiv von Menschenhand geführten umgelegt und interaktiv über Devices gesteuert werden kann. Die Criticial Food Designerin hierzu:

„Imagine a future where everyone has his own
cultivation system on his kitchen top, this would turn
consumers into operating green-keepers
Downloading and upvoting such recipes to a certain database,
would give producers an insight into consumers’ demands.“

Was teilweise in den Bereich von spekulativem Design, teilweise in tiefgehende wissenschaftliche Bereiche fällt, verspricht einen spannenden Aspekt in der Zukunft von Ernährung zu spielen und ist ein extrem gutes Beispiel für erwähnte Probleme, die Designer zukünftig lösen werden müssen.

Abbildung: Interface zur Steuerung der Wachstumsparameter

Ach ja: Wenn du kein Fleischfreund bist, dann ist die „Future Food Formula“ Exhibtion vermutlicher eher was für dich. Einen Einblick bekommst du hier. 100% plant based, versprochen.

 

Quellen

https://fifteenseconds.co/europe/speaker/
https://www.nextnature.net/welcome/
https://www.nextnature.net/projects/meat-the-future/
https://www.nextnature.net/2017/09/design-vegetables/
http://www.chloerutzerveld.com/future-food-formula/

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