In meinen letzen beiden Beträgen habe ich mich mit Storytelling von Kurzgeschichten auseinandergesetzt, heute denken wir ein wenig größer. Einen ganzen Film zaubert man sich nicht plötzlich aus den Fingern, es benötigt viel Kreativität, Planung, Organisation, Geduld und die Akzeptanz, dass es alles in irgendeiner Form schon einmal gegeben hat. Wie erzählt man dann gute Geschichten, die den Zuseher begeistern? Ganz einfach, gleich wie es alle anderen bis jetzt getan haben, nur ein wenig anders.
Filme lassen sich in Genre einteilen. Diese Genres weisen oftmals bestimme Muster auf. Es ist wichtig zu erkennen, in welches Genre die eigene Geschichte hineinpasst. Erst wenn einem das bewusst ist, kann man diese Muster brechen oder eben für sich verwendet und das ist wichtig, denn wenn sich ein Film nicht klar einteilen lässt, wirkt er undurchdacht und weist im schlimmsten Fall viele Widersprüche auf. Genres sind also wichtig, um uns selbst zu finden und unserem Film einen Platz in der Branche zu geben. Als Screenwriter muss man schließlich wissen, welchen Film man schreiben wird.
Blake Snyder teilt das ganze in 10 Filmarten ein:
Monster in the House
Beispiele: Jaws, Tremors, Alien, The Exorcist, Fatal Attraction und Panic Room
Man erschafft einen Raum, in dem man sich fürchtet. Der Zuseher wird in die Geschichte hineingerissen, denn im Endeffekt trägt jeder Mensch diesen Überlebensdrang in sich.
Golden Fleece
Beispiele: Star Wars, The Wizard of Oz, Planes, Trains and Automobiles, Back to the Future
Eine klassische Geschichte, der Protagonist macht sich auf den Weg, etwas zu finden und findet sich letztendlich selbst.
Out of the Bottle
Beispiele: Liar Liar, Bruce Almighty, Love Potion #9, Freaky Friday, Flubber, Blank Check
Wie man sich durch den Namen herleiten kann, geht es darum, einmal nicht so zu denken, wie man es ursprünglich tut. Man lernt sich selbst neu kennen, in dem man seine Denkweise verändert.
Dude with a Problem
Beispiele: Breakdown, Die Hard, Titanic, Schindler’s Liste
Ein normaler, netter Protagonist findet sich selbst in einer weniger alltäglichen Situation wieder. Man begleitet den Protagonisten auf seinem Weg und erlebt mit, wie er seine kleinen Abenteuer bewältigt.
Rites Of Passage
Beispiele: Ordinary People, Days of Wine, Roses
Einfach gesagt, es geht darum, sein Leben zu verändern. Welche Art von Lebensveränderung spielt dabei keine Rolle.
Buddy Love
Beispiele: Dumb & Dumber, Rain Man
In dieses Genre fallen nicht nur die Filme hinein, in denen es um Freundschaft geht, sondern auch so ziemlich jede Liebesgeschichte.
Whydunit
Beispiele: Chinatown, China Syndrome, JFK, The Insider
In dieser Kategorie geht es nicht darum, wer das ganze tut, sondern warum. Man beginnt sich selbst zu fragen, ob man auch so handeln würde, ob das Böse auch in einem schlummert. Es steht nicht direkt der Protagonist im Vordergrund, sondern viel mehr seine Taten.
The Fool Triumphant
Beispiele: Being There, Forrest Gump, Dave, The Jerk, Amadeus
Wer kennt es nicht, ein unbedeutender, naiver Protagonist, meistert seinen Weg, mehr durch Glück, als durch können.
Institutionalized
Beispiele: Animal House, MASH, One Flew Over the Cuckoo’s Nest, American Beauty, The Godfather
Wie durch den Namen hergeleitet werden kann, geht es hierbei um Gruppen. Ob familiäre oder Gruppen, zu denen man freiwillig gehört, spielt hierbei keine Rolle, sie finden alle ihren Platz.
Superhero
Beispiel: Superman, Batman, Dracula, Frankenstein, Gladiator, A Beautiful Mind
Eine gewöhnliche Person findet sich in einer außergewöhnlichen Situation wieder. Solche Filme spielen vor allem damit, dass die Zuseher den Protagonisten verstehen, denn auf irgendeine Art und Weise fühlt sich jeder einmal fehl am Platz.
Es ist also nicht nur wichtig für sich selbst, seine Geschichte in eine Kategorie einzuordnen, sondern auch für den Zuseher, damit dieser weiß, was ihn erwartet. Denn nur weil man selbst ein Genre zum Beispiel nicht mag, bedeutet es nicht, dass andere Leute sie nicht mögen. Die meisten Menschen haben ihre gewissen Vorlieben und bleiben ihren Genres treu, weswegen es wichtig ist, zu wissen, für wen man seine Story schreibt.
Quelle: Save The Cat – Blake Snyder