Eine nachhaltige Stadtplanung ist eine Frage der Haltung, nicht des Geldes
Wulf Daseking, Architekt und Oberbaudirektor, war zu Gast im Haus der Architektur in Graz und hielt einen Vortrag zum Thema nachhaltige Quartiersentwicklung am Beispiel der Stadt Freiburg in Deutschland. Dabei sprach er über smarte Strategien für Klein- und Mittelstädte, über soziale Fragen bei Neubauprojekten und über die Probleme die es dabei zu bewältigen gibt.
Freiburg verfolgt seit mehreren Jahrzehnten eine konsequent verfolgte Stadtentwicklung. Dafür wurden die in 12 Grundsätze für das Gerüst einer zukunftsgerichteten und nachhaltigen Stadtplanung festgelegt wurden. Diese Grundsätze beinhalten:
I. räumliche Grundsätze
1. Stadt der Mischung, Sicherheit und Toleranz
2. Stadt der Stadtteile
3. Stadt der kurzen Wege
4. Stadtentwicklung entlang des Öffentlichen Verkehrs
II. Inhaltliche Grundsätze
5. Bildung, Wissenschaft, Kultur
6. Wirtschaft und Arbeit
7. Natur und Umwelt
8. Gestaltqualität
III. Grundsätze zur Vorgehensweise
9. Langfristigkeit
10. Kommunikation
11. Verlässlichkeit, Verbindlichkeit und Gerechtigkeit
12. Kooperation, Partizipation und Partnerschaft
Hintergrund: Anforderungen an eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung
Eine eindeutige Definition für “die Stadt” gibt es nicht. Ihre Entstehung verdanken Städte teilweise präzisen Überlegungen, z. T. jedoch auch Zufällen. “Eine gute Planung ersetzt diese Zufälle durch Strategie” ist Wulf Daseking überzeugt.
Stadtsysteme sind heutzutage ein sehr komplexes Geflecht – meist auf sehr engem Raum. Dabei gibt es den Grundlegenden Unterschied, ob Städte und deren Wachstum ungeregelt oder geregelt sind: Letzteres sei ein Hauptmerkmal von (nachhaltig) erfolgreich geplanten Städten. Historische, “schöne” Stadtkerne seien meist geregelt, während die Außenbereiche einer Stadt meist Konzepte fehlen und es hier oft zu Fehlentwicklungen kommt. Diesem müsste man durch langfristige Planung entgegenwirken.
Die Entstehung einer Stadt ist Ergebnis jahrhundertelanger Entwicklungen und geprägt durch Ereignisse, die immer mit gesellschaftlichen und/oder technischen Innovationen verbunden waren. Die „Industrielle Revolution“ ab Beginn des 19. Jahrhunderts und die Entwicklung des Automobils im 20. Jahrhundert führten bislang die einschneidendsten Umwälzungen der Stadtsysteme herbei. Kommunikationstechnologien des 21.Jahrhunderts werden weiterhin zu tiefgreifenden Veränderungen führen.
So erklärte Wulf Daseking aus Erfahrungswerten der Stadt Freiburg, welche Faktoren heutzutage ausschlaggebend wären, damit eine Stadt von Generationen jüngeren und mittleren Alters attraktiv angesehen wird – Entscheidend ist für Viele der erste Eindruck des Internetauftritts einer Stadt, sowie das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs: Dieser nimmt einen immer höheren Stellenwert ein, da immer weniger junge Personen einen Führerschein erwerben.
Außerdem würde die „Leitbild“ – Funktion einer Stadt immer wichtiger: Verantwortungsvoller Umgang mit den begrenzten Ressourcen und der Umwelt. Der Stadtentwicklung und Stadtplanung fällt bei der Lösung der anstehenden Fragen eine gewichtige Vorreiterrolle zu. Für die Stadt Freiburg wurden und werden hierzu die Bereiche Ökonomie, Ökologie, Soziale Frage mit der Bildung und der kulturellen Vielfalt betrachtet. Die frühzeitige bürgerschaftliche Einbindung sowie die Einbeziehung der regionalen Verflechtungen sind dabei Grundvoraussetzungen für eine zukunftsfähige städtebauliche Entwicklung.
Das „magische Dreieck“ der Stadtplanung
http://www.freiburg.de/pb/,Lde/206068.html