Storytelling in Kurzgeschichten

Übersicht der häufigsten inhaltlichen Grundkonzepte für Kurzfilme

Der Sketch
Kern der Geschichte ist meist eine normale Situation/Konflikt, die/der auf eine absurde und unvorhergesehene Art und Weise gelöst und beendet wird. Die Aufmerksamkeit des Zuschauers sollte sofort über eine originelle und ungewöhnliche Ausgangssituation gewonnen werden. Das Ende der Geschichte sollte natürlich eine überraschende und lustige Pointe haben.

Merkmale: 
Figuren brechen normale Verhaltensmustern
Pinten haben manchmal eine moralische Botschaft
Satiren sind eine extreme Übersetzung gesellschaftlicher Themen und Probleme
Handlung und der äußere Konflikt stehen im Vordergrund
meist nur ein oder zwei Figuren
wenige Szenen nötig
Zeit und Raum sind meist begrenzt

Beispiele:
https://vimeo.com/27256955
https://www.youtube.com/watch?v=WjoDEQqyTig

Die Illustration
Merkmal des illustrativen Kurzfilms, ist die visuelle Umsetzung eines Gedichts, eines Musikstücks, eines komplexen Themas (z.B. Erklärfilm), eines Traums/Gedankenwelt oder einer speziellen Aussage/Mitteilung – oft gesellschaftskritisch.

Merkmale:
Arbeiten nach Vorlagen eines Textdokumentes
ästhetisch-experimentell
Nutzung verschiedenster Techniken und Stilrichtungen
viele Szenen und Schnitte

Beispiel:
https://www.youtube.com/watch?v=eRLJscAlk1M

Am Scheideweg
Dieser Ansatz zeigt die Hauptfigur in einem Moment, an dem sie eine für ihr weiteres Leben wichtige Entscheidung treffen muss, durch die sie sich verändern wird. Beispiel: Junge wird zum Mann, Liebe ja? nein?, an Freundschaft festhalten ja? nein?

Für die Figur ergibt sich ein Erkenntnisgewinn, der sehr prägend ist. Die Veränderung der Hauptfigur (transformatives Element) trägt die Geschichte – die Figur sollte anders aus der Geschichte rauskommen, als sie reingegangen ist.

Merkmale:
Character driven
Entwicklung der Hauptfigur steht im Mittelpunkt
innerer Konflikt ist wichtiger als äußere Konflikte
Raum und Zeit sind meist stark beschränkt (kurzes Zeitfenster oder in Echtzeit erzählt)

Beispiel:
https://www.youtube.com/watch?v=h1cFYctfO7s

Das unerwartete Abenteuer
Eine normale Alltagssituation wird durch einen extremen Impuls zu einem großen Abenteuer. Beginnen oft ganz unspektakulär und zufällig. Wenn das Abenteuer dann aber begonnen hat, sind der Phantasie des Geschichtenerzählers keine Grenzen mehr gesetzt. Ein Kurzfilm dieser Art ist eine Anhäufung vieler fast schon unrealistischer Geschehnisse. Die Geschichte hat meist mehrere Locations und kann auch mehrere Hauptfiguren haben. Je größer die Kontraste zwischen dem normalen Leben des Protagonisten und die Orten und Figuren im Abenteuer sind, desto besser funktioniert die Geschichte. Die Figuren müssen dabei keine eigene Wandlung vollziehen. Zum Beispiel wenn Normalpersonen zufällig eine Agentengeschichte mit reingezogen werden.

Merkmale:
Plot driven
viele Wendungen
viele spannende Situationen
äußerer Konflikt ist wichtiger als innerer Konflikt
Zelt und Raum können sehr weit aufgespannt werden
oft eine kreisförmige Erzählstruktur, weil die Geschichte oft so endet, wie sie begonnen hat

Die Parabel
Die Parabel ist eine lehrhafte kurze Erzählung. Sie hinterfragt moralische und ethische Grundsätze. Figuren und Handlungsorte haben meist symbolische Charakter und stehen stellvertretend für eine größere Gruppe oder sogar für eine Gesellschaft. Die Geschichte hat eine tiefere Bedeutung und beleuchtet ein ethisches Dilemma. Im Mittelpunkt steht meistens ein umethisches Verhalten, welches tragische Konsequenzen nach sich ziehen. Der Zuschauer wird dadurch auf die Notwendigkeit moralischen Handels gestoßen. In der Literatur sind das Tierfabeln oder biblische Gleichnisse. Die Figuren in den Geschichten haben eine allegorische (sinnbildliche) Bedeutung und dadurch keinen eigenständigen psychologischen Charakter.

Merkmale:
Figuren handeln als metaphorische Symbole
Themen dritten (Film hat eine Kernaussage)
Raum und Zeit sind meist verdichtet

Quelle: Vortrag von Prof. Thomas Grünert (Mediadesign Hochschule München)

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