Auswirkung von Behinderung auf Kommunikation

Kommunikation ist das Tor zur Selbstständigkeit.

Im meinem vorherigen Blogbeitrag mit dem Interview von Mag. Johanna Schröttenhamer ging hervor, was für ein essentielles Privileg Kommunikation für uns Menschen ist. Ebenfalls wurde erläutert, dass es speziell im Zusammenleben mit Menschen mit Behinderung wichtig ist, aufmerksam zu sein und sich in die Person gegenüber hineinzuversetzen. Dies ist laut der Erfahrung von Mag. Johanna Schröttenhamer der wichtigste Aspekt in der Kommunikation mit Menschen mit Beeinträchtigung und gleichzeitig aber auch das größte Problem beim Einsatz von AAC. Aus diesem Grund möchte ich dem Thema „Auswirkung von Behinderung auf Kommunikation“ einen eigenen Blogeintrag widmen und das Thema genauer betrachten. 

Auch das technisch ausgereifteste Kommunikationshilfsmittel ist wertlos, wenn die Kommunikationspartner, wie Betreuer, Eltern oder Freunde, die Bedürfnisse und Wünsche der Person, die es benützt, nicht verstehen. Dazu ist es essentiell das Konstrukt Kommunikation näher zu betrachten.

In vielen Fällen bringen körperliche, geistige oder mehrfache Behinderungen ebenfalls eine sprachliche Beeinträchtigung mit sich. Folglich finden sich Gesprächspartner schnell vor Verständigungsproblemen, denn es fällt Bezugspersonen oft schwer, Ausdrucksweisen von Menschen mit Behinderung richtig aufzufassen.

Deswegen ist es vorab essenziell, die Ziele von Kommunikation zu verstehen. Diese sind laut Kristen und Franzkowiak (1994, S. 132) der Ausdruck von Bedürfnissen und Wünschen, Wunsch nach sozialer Nähe, Informationsaustausch und soziale Routinen.

Kommunikation ist folglich ein soziales Konstrukt. Das bedeutet, dass die Ursache eines Kommunikationsproblems bei beiden Beteiligten gesucht werden muss:

„Behinderung im eigentlichen Sinn zu einer Behinderung der Kommunikation zwischen Menschen. Dabei wird jetzt auch endlich deutlich, dass Behinderung nicht am einzelnen Individuum, das irgendwann einmal eine Schädigung erfahren hat, festzumachen ist, sondern dass Behinderung etwas ist, was sich zwischen Menschen ereignet. Es gelingt ihnen nicht mehr die fraglose, die notwendige einfache Gemeinsamkeit herzustellen oder sie sind beide darin behindert, festzustellen, dass sie sehr wohl Gemeinsamkeiten haben.“ (Fröhlich 2008, S. 13)

Beim Verstehen von Kommunikation und Kommunikationsproblemen kann demnach nicht eine Person isoliert betrachtet werden, es müssen immer alle Beteiligten in eine Analyse miteinbezogen werden. Erfolgreiche Kommunikation erfordert den Einsatz von beiden Parteien. Das Kommunikationshilfsmittel ist nur so gut und hilfreich, wie die Motivation, Anstrengung und der Einsatz der Beteiligten und erfordert ständige Arbeit von beiden Seiten. Das alleinige Anschaffen eines Kommunikationshilfsmittels und damit ausschließlich die Kommunikation des Menschen mit eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten verbessern zu wollen genügt nicht. Das Umfeld spielt eine enorme Rolle im Kommunikationsprozess. Die Kommunikation muss als fortwährender Prozess zwischen allen Beteiligten und Bezugspersonen verstanden werden. Speziell von Bezugspersonen wird ein ständiges Nachfragen und Hineinversetzen in die Ziele, Wünsche und Bedürfnisse der gegenüberliegenden Person verlangt. Dazu gehören auch die Erkenntnisse, dass diese von Tag zu Tag verschieden sind. Kommunikation ist ein Prozess und eine Frage der Laune.

Nur unter diesen Bedingungen kann das Tor zur Selbstständigkeit geöffnet werden.

Glossar:

AAC – Augmentative and Alternative Communication

Link zu vorherigen Blogbeiträgen:

Blogeintrag 1 – Elektronisch unterstützte Kommunikation bzw. Augmentative and Alternative Communication

Literaturverzeichnis

Interview mit Mag. Johanna Schröttenhamer, Beratung & Begleitung LIFEtool Graz

Fröhlich, Andreas (2008): Einführung. In: Angelika Rothmayr (Hg.): Pädagogik und unterstützte Kommunikation. Eine Herausforderung für die Aus- und Weiterbildung. Orig.-Ausg., 2., überarb. Aufl. Karlsruhe: Von-Loeper-Literaturverl. (Unterstützte Kommunikation).

Kristen, Ursi; Franzkowiak, Thomas (1994): Praxis Unterstützte Kommunikation. Eine Einführung. Düsseldorf: Verlag Selbstbestimmtes Leben.

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